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Erntedank (Barbara Hanzig)

Reife Trauben am Weinstock“Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand … ”: Für viele Menschen klingt das wie ein Bild aus lange vergangenen Zeiten. Wo Obst und Gemüse ohnehin das ganze Jahr über im Supermarkt erhältlich sind und es in unseren Gärten kaum etwas zu ernten gibt, da wirkt das Erntedankfest fast wie ein Fremdkörper.

Das war früher anders: Wenn die Ernte eingebracht war, luden die Bauern ihre Mägde und Knechte zu ausgelassenen Festen ein. Es gab Musik, Tanz und üppiges Essen. Aus Ähren wurde eine Erntekrone geflochten, die bis zum nächsten Sommer an den Schöpfer erinnerte, wie er im 65. Psalm beschrieben wird: “Mit guten Gaben krönst du das Jahr, in deinen Spuren lässt du Überfluss zurück.”

Wenn ich ehrlich bin, bräuchte es das Erntedankfest für mich nicht zu geben. Zu weit weg ist mein Leben von Saat und Ernte. Und doch möchte ich dieses Fest nicht missen, denn es erinnert mich an das Danken. Es erinnert mich daran, dass ich so vieles im Leben nicht mir selbst, sondern einem anderen zu verdanken habe, Gott. Es erinnert mich daran, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass ich ein Dach über dem Kopf habe, ich mir keine Sorgen um das Trinkwasser zu machen brauche und ich mich beim Essen nicht fragen muss, ob ich genug habe, sondern nur worauf ich gerade Appetit habe.

Ähnlich geht es mir mit dem Tischgebet. Es ist nicht unbedingt nötig. Aber dieser kleine Augenblick mitten am Tag, in dem ich innehalte und Danke sage, ist mir kostbar. Ich möchte ihn nicht missen. Denn er weitet meinen Blick. Mitten im Alltagstrott oder Alltagsstress denke ich an Gottes Güte. Das tut mir einfach gut.

Darum freue ich mich schon auf das Erntedankfest. Wir feiern es in diesem Jahr schon im September, denn Erntedank wird traditionellerweise am Sonntag nach dem Fest für den Erzengel Michael (29. September) begangen.

Barbara Hanzig