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Das blühende Land jenseits der Angst

Wenn Menschen zu Pilgerwegen aufbrechen, dann haben sie oft Angst: ob sie den Weg schaffen, Unterkünfte finden und überhaupt zum Startpunkt ihrer Wanderungen kommen werden. Sind sie eine Weile unterwegs, haben sich all diese Ängste in Luft aufgelöst und sie gewöhnen sich an die Strapazen und Herausforderungen und erleben ein Glücksgefühl, das sie sich so nie vorstellen konnten.

Der Weg verwandelt Menschen. Das erleben nicht nur Pilgernde, sondern auch die meisten  Urlaubenden. Wir wissen ja nicht, wie es sein wird, dort, wohin wir fahren, und dieses Nichtwissen weckt alle Formen von Ängsten. Erst der notwendige Aufbruch hat die Fähigkeit, die Ängste in neuen Mut und unbekanntes Glück zu transformieren. Ich selbst entscheide also, ob ich den Mut aufbringe loszugehen oder meinen Ängsten mehr traue, die mir zum Dableiben raten oder zumindest zum perfekten Durchplanen. Völlige Planung ist die sicherste Form, sich zu enttäuschen und die Freude auf das, was geschehen will, kaputt zu machen.

Gott ruft Menschen deshalb aus dem Vertrauten heraus und sendet sie auf Wege ins Unbekannte: „in ein Land, das ich dir zeigen will“ (1. Mose, 12). So hat Gott Abraham und Sarah auf den Weg gerufen und sie gesegnet. Segen sagt: Bleibt neugierig und fähig zum Staunen. Es wird alles gut werden. Jeder Urlaub, jede Reise birgt die Chance, das Vertraute zu verlassen und sich dem Ungeahnten zu öffnen. Und die Dinge anders zu machen als gewohnt, kann auch bedeuten, nicht mehr den Ängsten  zu trauen, sondern der Hoffnung. So trägt jeder Aufbruch diese Chance aufs „verheißene Land“ in  sich. Es braucht nur das Vertrauen (Glauben), dass Gott uns schon zeigen wird, was gut ist für uns. Ohne dieses Vertrauen würde niemand von uns ein Flugzeug besteigen ...

Aufbruch braucht die Hoffnung auf einen guten Ausgang und die Zuversicht auf ein Land, das Gott mir zeigen will. Glaube weckt also in uns die Sehnsucht nach dem Land des Heils. Und deshalb ist Glaube das Elexier des Aufbruchs. Brechen wir täglich neu auf und staunen. Gott behüte und überrasche Sie.

Bernd Lohse Pilgerpastor der Nordkirche